„Der wahre Wert eines Menschen ist in erster Linie dadurch bestimmt,
in welchem Grad…er zur Befreiung vom Ego gelangt ist. Ich muß
bereit sein, das aufzugeben was ich bin, um zu dem
zu werden, was ich sein kann“. (Albert Einstein)
Denk-Kategorien
Erkenntnisse der Neurologie beweisen unterschiedliche Funktionen von linker und rechter Hirnhemisphäre. Die rechte Hemisphäre denkt offenbar räumlich/bildhaft-emotional, eher erfahrungsbezogen und rückblickend. Man könnte sagen, sie ist die Instanz, die Gesamt- oder Übersicht vermittelt. Die linke Hemisphäre dagegen, denkt zeitlich/analytisch-rational, vorherschauend in Richtung Planung notwendiger Details zur Realisierung eines Vorhabens. Der bildhaften Idee folgt die Mühsal praktischen Umsetzens – die Manifestation. Anscheinend unterstreicht diese Arbeitsteilung des Gehirns das beherrschende “Trial and Error“ Prinzip der Natur, das Lernen erst möglich macht.
Das Karussell
Letztlich bedeutet dieses Prinzip steten Wechsel in Vergangenheit und Zukunft, also Erfahrung und Neuorientierung. Folgerichtig ist deshalb, daß der Mensch zweierlei Intelligenz besitzt. Neben den viel zitierten IQ tritt gleichwertig der EQ. Man spricht von rationaler, Ich-bezogener und dazu emotionaler oder sozialer Intelligenz. Neuere Managementmodelle, Coaching- und Psychotherapie-Verfahren basieren auf dieser intellektuellen Zweiheit. Beide Instanzen, wohnhaft in unseren Hirnhemisphären, interagieren ständig miteinander, kommen nie zur Ruhe, wie zwei Jongleure, die sich endlos immer neue Objekte zuwerfen. Jeder Gedanke gebiert seinen Nachfolger ohne Ende.
Ego und Super-Ego
Dazu tritt von außen her, der sensorische Input unserer fünf Sinne, der durch moderne “Ablenkung und Zerstreuung“ zusätzlich überreizt wird. Als Nebenprodukt dieser neuralen Arbeitsteilung entsteht unsere “Weltsicht“ die wir gerne als universal geltend ansehen. Diese Weltsicht schlägt sich nieder in zwei Kategorien, der Relation “Ich und die Anderen“ und der Relation “Ich und meine Prinzipien“. Beides sind Entwicklungen unserer ganz individuellen Biographie. Sie stellen das Ego und das Superego dar, die zwei Brillengläser, die alles entsprechend bewerten. Dieser individuelle Filter ist unserer ganzen Sensorik und allen Gedanken-Prozessen vorweggeschaltet. Das Gehirn entscheidet, was und wie es etwas sieht, hört, riecht usw. Ein Beispiel: Sie suchen einen blauen Gegenstand, der aber in Wirklichkeit grün ist. Obwohl der Gegenstand genau vor Ihrer Nase liegt, werden Sie ihn nicht auf Anhieb sehen, da eine “blaue Erwartungshaltung“ in Ihrem Gehirn vorherrscht. Es kann also keine universal gültige Übereinstimmung geben, es sei denn, uns gelingt das Unmögliche, den Gedanken-Prozess anzuhalten und unsere Brille abzusetzen. Gedankenfreiheit befreit uns aus der Knechtschaft des Ego und Superego. Wir erleben erstmals Realität durch Nichtreagieren und Nichtbewerten.
Bremsklötze
Klein und bescheiden, sind Ego und Super-Ego (unsere Konditionierungen) noch unbedenklich, aber nicht lange. Beide entwickeln sich parallel mit uns. Werden wir raffinierter, werden es auch die Egos. Wie gesagt, sind sie eigentlich Nebenprodukt unserer Hirnaktivität, die sich dauernd ins Rampenlicht stellen wollen. Am Ende herrscht ihre unbeschränkte Führerschaft, mit der man sich auschließlich identifiziert. Damit sind sie zu den Bremsklötzen weiterer Entwicklung geworden.